Räumliche und zeitliche seismische Abbildung von Fluidaufstiegsbereichen in der Erdkruste im Schwarmbebengebiet W-Böhmen/Vogtland
Land / Region: Tschechische Republik, Deutschland
Projektanfang: 01.01.2011
Projektende: 30.06.2015
Projektstand: 18.05.2015
Die Region Westböhmen/Vogtland zeichnet sich durch räumlich konzentrierte Schwarmbebenaktivität mit typischen Herdtiefen von 6-12 km aus. Mit der Seismizität korrelierte Entgasung von Mantelfluiden wird beobachtet. Menge, Zusammensetzung und Isotopengehalt der Gasemissionen sowie die Erdbebenherdprozesse unterliegen zeitlichen Änderungen. Hinweise auf fluidgesteuerte Erdbebentriggerung wurden aus Erdbebenherdstudien und aus Beziehungen zwischen den einzelnen Ereignissen gefunden.
Karte des Untersuchungsgebietes in Westböhmen, Tschechische Republik. Farbige Dreiecke markieren seismische Messstationen verschiedener Netzwerke (TSN, SX, WEBNET). Die Epizentren der analysierten Schwarmerdbeben sind durch gelbe Sterne gekennzeichnet
Quelle: BGR
Zur Erklärung wurden Fluidreservoire in der Oberkruste und an der Kruste-Mantel-Grenze vorgeschlagen, aber direkte Beobachtungen fehlen bisher. Epizentren und Gasemissionen sind räumlich getrennt und die Aufstiegswege der Fluide sowie ihre Beziehung zur seismischen Struktur sind unbekannt. Diese Erscheinungen weisen das Eger Rift/Vogtland als eine herausragende Lokation für wissenschaftliches Bohren aus. In diesem Vorhaben wird die räumliche und zeitliche Abbildung der seismischen Strukturen und der Fluiddynamik mit Hilfe verschiedener seismologischer Techniken durchgeführt. Wir prüfen die hypothetische Existenz eines Fluidreservoirs und seine räumliche Ausdehnung mittels Geschwindigkeits- und Dämpfungstomografie sowie Codawellen-Untersuchungen. Wir messen zeitliche Variationen von Spannungen und Fluiddynamik, um Informationen über Änderungen in der Oberkruste über einen Schwarmbebenzyklus hinweg zu erhalten. Die aus unserer Untersuchung gewonnenen 3D und 4D seismologische Modelle liefern Randbedingungen zur Festlegung einer ICDP Bohrlokation im Eger-Rift.
Der Forschungsverbund setzt sich aus Wissenschaftlern der Universität Leipzig, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und des Helmholtzzentrums Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) zusammen.
Das Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms SPP 1006: Internationales Kontinentales Bohrprogramm (ICDP) gefördert. Es ist Teil des Forschungsverbundes Probing of Intra-continental magmatic activity: drilling the Eger Rift (PIER-ICDP).